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Mit einem guten Team und einer klaren Aufgabenverteilung glückliche Mitglieder fest im Blick!

Veröffentlicht: 12.12.2018
Autor: Geschäftsstelle
Oliver Grimm, Vorsitzender der Ortsgruppe Hainburg

Im Interview Oliver Grimm, 1. Vorsitzender der OG Hainburg (KV Offenbach Land) und Preisträger des Willibald-Görg-Preis 2018 (1. Platz).

Hainburg, knapp 15.000 Einwohner, im Landkreis Offenbach am Rande des Rhein-Main-Gebietes, angrenzend an Bayern. Über 90 Vereine buhlen um die Gunst neuer Mitglieder. Doch ein Verein sticht heraus. Die DLRG Ortsgruppe Hainburg e.V.! Aktuell 628 Mitglieder. Vor 3 Jahren waren es noch 248 Mitglieder weniger. Was ist das Erfolgsgeheimnis? Dieser Frage gehen Vizepräsidentin Siri Metzger und Vizepräsident Dirk Schütz nach.

 

Siri: Herzlichen Glückwunsch zum 1. Platz im Jahr 2018. Nach einem 2. Platz im Jahr 2017 nun ganz oben auf den Siegertreppchen. 65% Mitgliederzuwachs in 3 Jahren. Da scheint ihr einiges richtig gemacht zu haben? Was ist das Erfolgsrezept?

Oliver: Ja vielen Dank. Ich glaube, da müssen letztlich zwei Punkte zusammenkommen. Eine gute Mannschaft und dass jeder weiß, was er machen soll!

Dirk: Das klingt jetzt ziemlich einfach und nicht nach einer Raketenwissenschaft. Woher weiß denn jeder, was seine Aufgaben sind?

Oliver: Es nützt doch nichts, wenn alle hoch motiviert sind aber jeder sein Ding durchzieht. Es wäre ja schon schön, wenn alle am gleichen Strang ziehen. Oder um in deinem Beispiel zu bleiben, wenn die gesamte Rakete in die gleiche Richtung fliegt, sonst explodiert sie ja.

Siri: Wie bekommt man die „Rakete“ dazu in die gleiche Richtung zu fliegen?

Oliver: Das weiß ich auch nicht, bin ja kein Raketenexperte. Aber uns hat eine klare Struktur sehr geholfen. Wir tauschen uns in den Vorstandssitzungen, die inkl. der Beauftragten stattfindet, regelmäßig über die Geschäftsverteilung aus und haben diese verschriftlicht. Transparenz, z.B. dadurch, dass wir Veranstaltungspläne aufstellen mit „wer, macht was, bis wann?“ hilft, damit wir alle das gleiche Ziel verfolgen.  

Dirk: Was ist das Ziel?

Oliver: Glückliche Mitglieder!

Siri: Aber mal ganz ehrlich, nur wegen eines guten Geschäftsverteilungsplanes und einer hochmotivierten Mannschaft kommen doch keine neuen Mitglieder?

Oliver: Kommen vielleicht nicht, aber bleiben! Ein Team, was gut funktioniert, seine Abläufe so ausrichtet, dass es allen Spaß macht, das steckt doch zum Bleiben an oder etwa nicht?

Dirk: Das glaube ich auch, aber wo kommen die neuen Mitglieder her?

Oliver: Unsere Ausbilder machen einen guten Job. Wir haben eine variable Anfängerschwimmausbildung. Wenn auch nur mit einer Trainingseinheit von 45 Minuten in der Woche. Dennoch schaffen wir es ca. 70 Kindern im Jahr das Schwimmen beizubringen.

Siri: Was heißt variabel?

Oliver: Wir haben keinen festen Kursbeginn oder Ende, sondern nehmen immer zum Monatsbeginn neue Kinder dazu, wenn andere das Schwimmen gelernt haben. So sind wir sehr flexibel und haben immer ein volles Nichtschwimmerbecken.

Dirk: Benötigt ihr dabei nicht mehr Trainer als bei einem klassischen Kurssystem, weil die Kinder so einen viel unterschiedlicheren Leistungsstand haben?

Oliver: Wir haben immer 20 Kinder parallel im Training. Davon haben immer 2-3 einen ähnlichen Leistungsstand, die kann man gut zusammennehmen. Mit unserem gesamten Team von 4 Lehrscheininhabern und 15 Ausbildungshelfern im Hallentraining schafft man das gut.

Siri: Und bleiben alle Kinder, denen ihr das Schwimmen gelehrt habt dabei?

Oliver: Die Quote dürfte bei über 90 % liegen. Aber nicht nur die Kinder. Häufig wird gleich die ganze Familie Mitglied.

Dirk: 90%? Wie macht ihr das?

Oliver: Die Kinder, die bei uns das Schwimmen lernen wollen, müssen bei uns Mitglied sein. Damit ist die Hürde, nach dem bestandenen Seepferdchen erst noch Mitglied werden zu müssen um dabei bleiben zu können, nicht mehr vorhanden.

Siri: Ist das nicht teuer für die Eltern? Kursgebühr, Schwimmabzeichen und Mitgliedsbeitrag?

Oliver: Das Anfängerschwimmen kostet bei uns nichts, dies bieten wir unseren Mitgliedern kostenlos an, ebenso wie die Abzeichen.

Dirk: Dann habt ihr sicher hohe Mitgliedsbeiträge?

Oliver: 35,-€ Jugendliche, 40,- € Erwachsene und 80,-€ für eine Familienmitgliedschaft im Jahr. Ich denke das Paket muss einfach stimmen. Gutes Training dank motivierter Ausbilder, dann haben auch die Kinder Spaß, die bringen ihre Freunde mit und eben der Fokus auf das was funktioniert.      

Siri: Fokus auf das was funktioniert? Was meinst Du damit?

Oliver: Auch mit über 500 Mitgliedern kann man nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Wir haben gemeinsam überlegt, was wir machen wollen und was nicht?

Dirk: Was macht ihr jetzt nicht mehr?

Oliver: Wir haben uns entschieden, keine Sanitätsdienste mehr anzubieten. Unser Fokus liegt ganz klar auf Ausbildung im Schwimmbad, unserem Wasserrettungsdienst am Badesee und der Jugendarbeit.

Siri: Sind damit alle glücklich?

Oliver: Dies haben unsere aktiven Mitglieder gemeinsam entschieden und so bringen nun jeder die gewonnene Zeit in die Bereiche ein, an denen sie oder er selbst am meisten Spaß hat und die uns weiterbringen.

Dirk: Klare Aufgabenverteilung, „Nachwuchsmaschine Anfängerschwimmen“ und Priorisierung auf die wesentlichen Themen? Sind das die 3 Erfolgsfaktoren?

Oliver: Ich glaube da fehlen noch zwei Dinge. 1. Wir wollen uns immer weiterentwickeln und besser werden. Und dazu gehört es, dass wir den Mut haben auch mal Dinge auszuprobieren, obwohl wir nicht sicher wissen, ob sie klappen.

Siri: Aber braucht man da nicht eine gute Fehlerkultur?

Oliver: Wir leben dies als Vorstand vor. Wir fragen regelmäßig in unseren Vorstandssitzungen ab, ob sich eine Entscheidung oder Neuerung bewährt hat oder eben nicht. Wenn dabei herauskommt, dass es keine Vereinfachung für unsere Aktiven oder Mitglieder war oder an anderen Stellen zu größeren Problemen führt, nehmen wir wieder das alte Vorgehen.

Dirk: Und das klappt?

Oliver: Das ist jedenfalls allemal besser, als an einem schlechten Plan festzuhalten.

Siri: Seid ihr als Vorstand auch so tolerant, wenn die anderen Fehler machen?

Oliver: Die Frage sollte nicht sein, „Wer ist schuld?“, sondern was ist nicht optimal gelaufen, was können wir daraus lernen und was müssen wir ändern.

Dirk: Und 2.?

Oliver: Eine riesige Schwierigkeit die wir hatten, war der Wechsel der Schwimmer zu den Rettungsschwimmern und damit in den Wasserrettungsdienst. Das haben wir bei uns am See ganz gut hinbekommen.

Siri: Und wie habt ihr das Hinbekommen?

Oliver: Zunächst einmal macht die Wachmannschaft einen unheimlich guten Job. Gerade im letzten Sommer waren wir hier richtig gefordert. Wenn man dann keinen guten Nachwuchs hat, ist man schnell aufgeschmissen. Zusätzlich ergänzen sich der lokale Schwimmmeister – der auch Beauftragter in unserem Vorstand ist -  und die Technischen Leiter optimal. So können wir als Verein gut für ´viel freie Zeit in Sicherheit´ sorgen.

Dirk: Ich habe gehört, Du selber bist aber gar nicht so häufig bei Euch im Training? Stimmt das?

Oliver: Ja, das stimmt. Ich bin beruflich in Jena und nur eher am Wochenende in Hainburg. Da muss vieles auch ohne mich gehen.

Siri: Und das funktioniert?

Oliver: Da sind wir wieder beim Anfang: 1. gutes Team, 2. klarer Aufgabenverteilung und Transparenz bei den Zielen. Dann kann sich jeder auf das fokussieren was ihm oder ihr Spaß macht! So kann ich mich auf die Arbeit im Hintergrund konzentriere und da geht zum Glück einiges Digital.

Dirk: Was ist Euer Zukunftsziel?

Oliver: Verdoppelung der Mitgliederzahlen in 5 bis 6 Jahren.

Siri und Dirk: Dabei wünschen wir Euch viel Erfolg!

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Zur Person:

Oliver Grimm
31 Jahre
seit 2015 1. Vorsitzender

Aufgewachsen in Hainburg, aktuell Doktorand Chemie an der Uni Jena

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